Woran erkennen wir, welche Wirkung unser Wirken hat? Woran er-kennen wir, welches Ansehen wir als Gesellschaft bei den verschiedenen Interessengruppen genießen? 

Diese Fragen sollten wiederkehrend beantwortet werden. Es reicht nicht aus, wöchentlich die „Sonntagsfrage“ zu stellen, um fundierte Aussagen darüber zu erhalten, wie die Bürgerinnen und Bürger die Regierungsarbeit beurteilen. Ebenso wenig reicht es aus, das Außen- und das Verteidigungsministerium dahingehend zu befragen, wie die Haltung der Verbündeten zu Deutschland ist. Frei nach Erich Fromm frage ich mich:

Was ist Deutschland, wenn es ist, was es hat, und dann verliert, was es hat?

Wir können unser Bruttoinlandsprodukt betrachten und den Klimaschutz-Index erstellen. Wir können Kriminalstatistiken interpretieren und über den Armutsbericht diskutieren. Wir können Unfallzahlen erheben und den Krankenstand analysieren. Wir können die Zahl der Insolvenzen und Privatinsolvenzen auflisten und Banken einem wiederkehrenden Stresstest unterziehen.

„Das alles und noch viel mehr“ wird gemacht. Eine systematische und verständliche Bewertung von Ursachen und Wechselwirkungen kann ich seitens der Politiker aber nicht wahrnehmen. Es gibt Personen und Institutionen, die sich mit derartigen Analysen und Bewertungen seriös beschäftigen. Ihre Beiträge gehen aber im „Medieneinerlei“ unter. Der angebliche Souverän des Landes wird mit Polit-Talk, nichtssagenden Interviews und Schau-Debatten in den Parlamenten abgespeist. Der Höhepunkt der Inhaltslosigkeit wird vor Wahlen erreicht, wenn die Wählerinnen und Wähler wochenlang die unsinnigen Werbesprüche der Parteien auf Wahlplakaten und in Wahl-Sondersendungen aushalten müssen.

Welche Wirkung und welche Ergebnisse wollen wir als Gemeinschaft erzielen? Diese Frage muss der Souverän des Landes beantworten. Und wenn es das Ziel der Mehrheit ist, die größtmögliche persönliche Freiheit für die Bürgerinnen und Bürger zu erreichen, dann müssen wir aufrichtig die Voraussetzungen dafür benennen und den Stand der Herstellung dieser Voraussetzungen in die Betrachtung der Ergebnisse mit einbeziehen.

Die Wirkung, die wir als Gemeinwesen erzielen wollen, bedingen die Ausrichtung des Gemeinwesens und die Art der Realisierung unseres Gemeinwohls. Neben den Zielen, die wir als Person, für die Familie oder im Freundeskreis erreichen wollen, müssen wir die Ziele des Gemeinwesens im Blick haben, von dem wir ein Teil sind. Die Erfüllung unserer persönlichen Anforderungen und Wünsche steht in Wechselwirkung mit den Ergebnissen, die unser Land erzielt. Al-lein aus diesem Grund sollten wir uns für eine transparente und verständliche Darstellung der Wirksamkeit und der Ergebnisse interessieren und diese einfordern.

Für die Verwässerung und Schönmalerei der Fakten haben wir in den letzten Jahren meines Erachtens ausreichend Beispiele erhalten.

Es wird Zeit für eine systematische und ehrliche Bilanz.